Was für einen Mai haben wir 2022 erlebt? Licht, Wärme und Regen in Fülle haben Pflanzen wachsen lassen. Blüten über Blüten und auch Vögel, Hasen und Rehe freuen sich über die neu gewonnene Pracht. Die gleichen Kräfte haben es auch kräftig Donnern lassen, Keller sind vollgelaufen und in Teilen des Landes haben Tornados große Schäden angerichtet. In Spanien, Frankreich oder Indien werden Hitzerekorde gebrochen und Dürre bedroht die Jahresernte.
öffentlich
Vorbei ist's mit der Ruhe. Verschreckt reißt meine Katze die Augen auf. In Sekundenbruchteilen springt sie vom Sessel hoch, sträubt das Fell und zeigt mir ihren allergrößten Buckel. Ihre bernsteinfarbenen Augen glühen, ihr Blick ist eine einzige Kampfansage: "Wage es ja nicht nochmal!" Aber was kann sie schon ausrichten gegen mein Tenorsaxophon? Ich setze zum zweiten Ton an und sie zur Flucht. Und tschüss, Mieze!
Muttertag am 8. Mai - einige Gedanken
Vierzig Tage war Mose der Bibel nach auf dem Berg Gottes.
Dort hat er die Tafeln mit den 10 Geboten bekommen:
Du sollt neben mir keine anderen Götter haben, dir kein Gottesbild machen, den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen, den Feiertag heiligen, Vater und Mutter ehren, nicht töten, nicht die Ehe brechen, nicht stehlen, nicht falsch aussagen/ lügen, nicht nach Haus oder Partner oder Besitz deines Nächsten verlangen.
Gedanken zwischen Karfreitag und Ostern
Hatten Sie auch in den letzten Wochen dieses leere, ohnmächtige Gefühl, wenn uns wieder furchtbare Bilder von Krieg und Zerstörung erreichten. Bilder sinnloser Gewalt, wo wir doch dachten, zumindest in Europa sei Krieg keine Option der Politik mehr. Und jetzt? Das Grauen des Kriegs, Ratlosigkeit, Aufrüsten – noch mehr Waffen und Taktieren zwischen Solidaritätsbekundungen und Schadensbegrenzung.
In diesen Tagen sehen wir viele Bilder, die uns unter die Haut gehen. Bilder, von denen man sich gerne abwendet, doch es sind realistische Zeugnisse dessen, was Menschen fähig sind, einander anzutun. Putins blindwütiges Morden, seine lupenreine Verachtung globaler zivilisatorischer Errungenschaften zerstört alles, nicht nur die alten Gewissheiten. Bei vielen wächst die Angst. Man könnte verrückt werden angesichts der Nachrichten. Es bringt nur nichts, sich verrückt zu machen.
Wer hätte bis vor einigen Wochen oder Monaten mit der Vielfalt und Intensität an Problemen und Ängsten gerechnet, mit denen wir uns momentan konfrontiert sehen? Die Angst vor Corona und damit einhergehende Auseinandersetzungen bis in Familien hinein; die Sprachlosigkeit angesichts der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal; das Entsetzen über einen Angriffskrieg in Europa und seine Folgen; die dumpfe Gewissheit, dass wir nicht mit ein paar einfachen Korrekturen den Klimaänderungen begegnen können.
Liebe macht blind, sagt ein altes Sprichwort. Wenig schmeichelhaft, wenn ich mich doch gerade einem Partner oder einer Partnerin ganz eng verbunden fühle, wenn ich das Gefühl habe, der Himmel hängt voller klingender Geigen und die Welt ist himmelblau. Keiner von uns ist gerne blind. Denn eigentlich möchte ich jederzeit Herr oder Frau meiner Situation sein, Risiken bewusst abwägen und reflektierte Entscheidungen treffen. Eigentlich. Nicht erst in den letzten Tagen mehren sich die Stimmen, die uns mahnen, dass wir uns haben einlullen lassen.
Martinas Sohn kommt vom Basketball-Training. Humpelnd! Er ist umgeknickt, Laufen ist nicht mehr möglich. Das volle Programm startet: Auf zum Arzt, Röntgenaufnahme, Bänder gerissen. Tapeverband. Und wie soll jetzt der lange Weg zur Schule funktionieren? Abends geht bei Nicole das Handy und die gefürchtete Nachricht ploppt auf: Pooltest im Kindergarten positiv – ab jetzt ist ihr Sohn in Quarantäne. Das volle Programm startet: Treffen verschieben, Testtermin buchen, Beschäftigungsideen für die langen Tage zuhause sammeln, Arbeit umplanen.
„Jetzt muss man miteinander reden, das erhoffe ich mir“, so sagte eine russische Passantin im Radio-Interview, als die Truppen an der ukrainisischen Grenze zusammengezogen wurden. Doch wenige Tage später flogen Raketen und rollten Panzer.
Die Zeit des Redens scheint in der Ukraine vorbei zu sein. Waffengewalt schafft neue Realitäten. Bittere Realitäten, wie man sie sich noch vor Kurzem nicht hätte vorstellen mögen. Kann man angesichts dessen noch Hoffnungen auf Worte setzen?