Klingende Kirchen

Musik ist etwas wunderbares. Sie ist eine Gottesgabe. Sie kann uns aufheitern, fröhlich machen, aber auch uns trösten und beruhigen. Musik ist wichtig für unser inneres Gleichgewicht. Das wusste vor 3000 Jahren schon junge David, der vor König Saul die Harfe spielte und dessen Ängste beruhigte. Das gilt bis heute.
Seit vielen Jahrhunderten wird in unseren Kirchen musiziert und die Kirchenmusik hat eine lange Tradition in Gottesdiensten und Konzerten. Sie ist bis heute lebendig geblieben. Dass sich so viele Menschen durch Musik ansprechen lassen, hat sicherlich auch damit zu tun, dass Musik etwas ausdrücken und erfahrbar machen kann, was mit Worten nicht so einfach formulierbar ist. 
Das trägt sicher dazu bei, dass sich auch in den Kirchen unserer Stadt so viele  Menschen an den Orgeln, in Kirchenchören, Posaunenchören, Orchestern, Bands als Laien oder hochprofessionelle MusikerInnen einbringen. Das ist wunderbar. So erklingt in diesem Herbst nicht nur in der Stadt Musik im Konzertsaal oder auf den Straßen, sondern auch in unseren Kirchen. Und das sind nicht nur kulturelle Ereignisse.  Musik hat für mich immer auch eine spirituelle Dimension ¬¬– das gilt nicht nur für geistliche Musik. Musik berührt mich im Innersten, bewegt meine Seele und mein Gemüt. Das können wunderbar musikalisch interpretierte Psalmen in der Vertonung von Heinrich Schütz sein, der vor dieses Jahr 350 Jahren starb, oder die h-moll Messe von J.S.Bach, die gerade in Erlangen erklungen ist. Das kann eine einfache Melodie oder auch kunstvoll komponierte Musik sein. Ich singe selbst seit vielen Jahren gerne im Chor und genieße es mit anderen SängerInnen zusammen zu klingen. Und wenn dann nach vielen Proben ein Konzert erklingt, hinterlässt das nicht nur Ohrwürmer, sondern eine anhaltende große innere Freude. Viele große Komponisten haben geistliche Musik mit existentiellem Tiefgang geschrieben und das merke ich beim Hören und Singen. Dieses Wochenende singen wir wieder so ein außergewöhnliches Werk. Die Béatitudes von César Franck zu seinem 200. Geburtstag. Darin streiten Gut und Böse um die Vorherrschaft.  Textgrundlage sind die Seligpreisungen aus der Bergpredigt von Jesus. Der Komponist nimmt mich auf eine Reise in die musikalischen Welten des 19.Jahrhunderts mit. Aber  zugleich zeigt er mir auf, wie aktuell die Inhalte der Bergpredigt sind. „Selig, die da Leid tragen, denn sie werden getröstet werden“ oder „Selig sind die Frieden stiften, denn ihnen gehört das Himmelreich“. Beides auszusprechen oder besser zu singen ist so wichtig in diesen Zeiten. Sicher, wenn ich die Verse lese sind sie schon großartig, aber die Musik brennt sie mir tief ins Herz. Die göttliche Dimension der Musik ergreift mich. Musik ist wirklich etwas wunderbares. 

Pfarrer Christian Düfel, St. Matthäus Erlangen 
 

Pfarrer Christian Düfel
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Pfarrer Christian Düfel, St. Matthäus Erlangen