Die Schöpfung wird ausgebeutet

Impuls zu Lk16,1-13  EN

Was für eine Geschichte von Jesus: Ein Verwalter wird von seinem Herrn entlassen. Weil er schlecht gewirtschaftet hat. Aber bevor er gehen muss, reduziert er die Schuldscheine der Gläubiger seines Herrn, damit er sich durch diese Aktion Freunde macht. Wenn heute ein Banker, kurz bevor er gefeuert wird, noch Kredite reduzieren würde, was wäre dann heute los…
 Im griechischen Original-Text des Evangeliums heißt dieses Gleichnis: „Verwalter der Ungerechtigkeit“.
Es geht Jesus also eigentlich nicht um den Verwalter, sondern um das ungerechte System. Das damalige Wirtschafts- und Zinssystem war ungerecht, weil es mit Wucherzinsen die Menschen in Abhängigkeit führte. Zu Jesu Zeiten verkaufte man zahlungs-unfähige Schuldner bzw. ihre Familienangehörigen in die Schuldsklaverei. Wenn der Verwalter im Gleichnis die Schuld reduziert, dann streicht er den Wucherzins, der beim Handel damals erhoben wurde: beim leicht verderblichen Öl 100 %, beim Weizen 25 %. 
Und wie schaut es heute aus? Wir sind in unserem reichen Deutschland auch in die üblen Tricks verflochten, mit denen die Länder des Südens ausgebeutet werden. 
Wir kaufen Rohstoffe und Agrarprodukte zu Spottpreisen aus diesen Ländern und liefern ihnen überteuerte Fertigwaren meist aus industrieller Produktion. Diesen Betrug sichern wir ab durch ungerechte internationale Handelsverträge der Regierungen. 
Die katholische Pfarrei in Herzogenaurach hat eine Partnerpfarrei in Peru, namens Tembladera. 1988 wurden drei Dörfer überflutet, um den  Staudamm Gallito Ciego zu errichten. 5.000 Menschen wurden vertrieben, damit mit dem Flusswasser talabwärts und an der Küste Exportfrüchte wie Spargel, Baumwolle, Zuckerrohr wachsen können, die wir zu Tiefstpreisen in Herzogenauracher Läden kaufen können. Der Landarbeiter in Tembladera verdient pro Tag etwa 2 – 3 €. Den großen Gewinn streichen Großhändler ein.
Unsere deutschen Äpfel, Birnen, Zwetschgen verfaulen oft am Baum, weil wir das Obst aus Afrika, Amerika und Asien so billig kaufen können, dass es sich nicht lohnt, unser eigenes zu pflücken. – Wo ist da Gerechtigkeit?
Der Stausee in Tembladera ist inzwischen durch die Abwässer aus den umliegenden Goldminen mit Cyanid und Schwermetallen vergiftet. Es sterben nicht nur die Fische, sondern auch die Vögel an seinen Ufern. Doch zur Bewässerung der Felder wird dieses Schmutzwasser benützt. 
Die Goldmine Yanacocha sprengt in einem Durchmesser von 30 km alle Berge weg, laugt das Gold mit dem hochgiftigen Cyanid aus dem Geröll und hinterlässt kilometerlange und 100 m hohe Abraumhalden, deren Gift jahrhundertelang ins Grundwasser dringt und die Flüsse vergiftet. Die ansässigen Kleinbauern wurden mit lächerlichen 25 US$ pro ha abgespeist.
Wofür braucht die Welt jährlich 3.500 Tonnen Gold? 51 % wird zu Schmuck verarbeitet, nur ein geringer Teil von ca. 11 % wird in der Industrie genutzt, den Rest halten Anleger. 
Dieser Umgang mit der Schöpfung ist nicht im Sinne seines Schöpfers!

Sachausschuss Eine Welt der Pfarrei St. Magdalena

Goldmine Yanacocha
Bildrechte privat