„Ich bin dann mal weg …“

„Ich bin dann mal weg …“ so lautet der bekannte Titel eines weit verbreiteten Buches, das 2006 quasi als „Reisebericht“ erschien und lange Zeit die Bestseller-Liste der Sachbücher anführte. Der Entertainer und Autor Hape Kerkeling beschreibt darin seine Erfahrungen, die er auf dem weltbekannten „Jakobspilgerweg“ nach Santiago de Compostela machte: vielfältige Begegnungen mit verschiedensten Menschen, Erfahrungen mit sich selbst, persönliche Gedanken, Fragen und Antworten, uvm. 
„Ich bin dann mal weg“ wurde schließlich zu einem geflügelten Wort und wird heute vielfach benutzt, wenn jemand aufbricht, wenn jemand sich auf den Weg macht – es muss ja nicht gleich ein ewig langer Pilgerweg sein -, wenn sich jemand aus einer Gruppe verabschiedet, um zu neuen Taten, zum nächsten Termin aufzubrechen oder wenn jemand  - wie es in diesen Tagen zu Beginn der großen Sommerferien sicherlich des öfteren vor kommt – in Urlaub fährt oder zu einer Reise aufbricht. 
„Ich bin dann mal weg …“ heißt es dann kurz und bündig, und jede/r der Beteiligten weiß dies entsprechend zu interpretieren.
Dieser kurze und prägnante Satz kann gerade in der Urlaubszeit (aber nicht nur da) auch einfach mal anzeigen, dass ich „eine Zeitlang nicht verfügbar“ bin für berufliche und dienstliche Dinge, für die Kolleginnen und Kollegen, für Chefin oder Chef, für Freunde und Nachbarn - weil ich eben mal ein bisschen Zeit für mich nutze, weil ich mal abschalten und entspannen möchte, Neues kennenlernen und genießen möchte, mal einen Tapetenwechsel brauche. 
Bezeichnenderweise fand ich vor einiger Zeit just an einem Bahnhof eine Grußkarte mit dem Spruch: „Nur wer mal den Standort wechselt, wer sich auf den Weg macht von A nach B, kann seinen Horizont erweitern.“ Ja, wenn ich Neues erfahren oder kennenlernen möchte, vielleicht neue Einsichten gewinnen oder alternative Lösungen finden möchte, so muss ich mich bewegen – im wahrsten Sinne des Wortes und natürlich auch immer wieder im übertragenen Sinn. 
Ein weltweit noch weiter verbreitetes Buch, das gleichfalls voller Bewegung ist, das an vielen Stellen beschreibt, wie Menschen immer wieder aufbrechen und sich auf den Weg machen – manchmal sogar ins Ungewisse hinein oder auf der Suche nach Rettung, Heil und Leben in Fülle; ein Buch, das mitunter auch „Reiseberichte“ enthält, ist die Bibel!
Angefangen vom Alten Testament, wo Abraham mit seiner Frau Sara aufgrund einer Verheißung Gottes noch im hohen Alter in ein neues Land aufbricht, und wo Mose das Volk der Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens herausführt, bis zum Neuen Testament, wo Jesus mit seine Jüngern umherzieht und zu den Menschen spricht oder wo nach dem schrecklichen Tod Jesu zwei Jünger ratlos und verzweifelt sich auf den Weg nach Emmaus aufmachen und dabei im Gespräch mit einem Fremden das Geschehene reflektieren und letztlich Jesus, den Auferstandenen begegnen.
Ja, beim Lesen dieses Buches hat man irgendwie das Gefühl, dass alle in der Bibel immer unterwegs sind!
Wenngleich natürlich nirgendwo zu lesen ist, dass Jesus oder seine Jünger Urlaub oder Ferien gemacht hätten – das ist selbstverständlich eine Errungenschaft der Moderne -, so finden sich doch biblische Stellen, die uns davon erzählen, dass Jesus die Ruhe und Zurückgezogenheit suchte, dass er für sich bzw. mit seinen Jüngern allein sein wollte:
Das Markusevangelium (Mk 6,30-32) berichtet uns nämlich, dass „die Apostel sich wieder bei Jesus versammelt hatten und ihm alles erzählten, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir alleine sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um alleine zu sein.“
In Zeiten von Hektik und Stress, von Anspannung und ständigem Gefordert-Sein – die Jünger Jesu hatten anscheinend nicht einmal Zeit zum Essen – spüren auch wir, wie wichtig in unserem Leben Zeiten, Momente und Augenblicke der Ruhe und Erholung, Pausen der Stille und des Gebetes für uns sind, für Leib und Seele.

So wünsche ich Ihnen/Dir von Herzen:
Nimm dir Zeit zum Träumen, das ist der Weg zu den Sternen.
Nimm dir Zeit zum Nachdenken, das ist die Quelle der Klarheit.
Nimm dir Zeit zum Lachen, das ist die Musik der Seele.
Nimm dir Zeit zum Leben, das ist der Reichtum des Lebens.
Nimm dir Zeit zum Freundlichsein, das ist das Tor zum Glück.
Mögest du Ruhe finden, wenn der Tag sich neigt 
und deine Gedanken noch einmal die Orte aufsuchen,
an denen du tagsüber Gutes erfahren hast.
Auf dass die Erinnerung dich wärmt und gute Träume
deinen Schlaf begleiten.

All dies wünsche ich Ihnen/Dir für die bevorstehende Ferien– und Urlaubszeit; 
und dass Sie bald erfreut und zuversichtlich sagen können: „Ich bin dann mal weg!...“

Leo Klinger
(Pastoralreferent und Gemeindeleiter von St. Heinrich)
 

Leo Klinger
Bildrechte Glasow_Fotografie

Pastoralreferent Leo Klinger

Gemeindeleiter kath. Kirchengemeinde St. Heinrich