Wochenimpulse

Wer hätte bis vor einigen Wochen oder Monaten mit der Vielfalt und Intensität an Problemen und Ängsten gerechnet, mit denen wir uns momentan konfrontiert sehen? Die Angst vor Corona und damit einhergehende Auseinandersetzungen bis in Familien hinein; die Sprachlosigkeit angesichts der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal; das Entsetzen über einen Angriffskrieg in Europa und seine Folgen; die dumpfe Gewissheit, dass wir nicht mit ein paar einfachen Korrekturen den Klimaänderungen begegnen können.

Liebe macht blind, sagt ein altes Sprichwort. Wenig schmeichelhaft, wenn ich mich doch gerade einem Partner oder einer Partnerin ganz eng verbunden fühle, wenn ich das Gefühl habe, der Himmel hängt voller klingender Geigen und die Welt ist himmelblau. Keiner von uns ist gerne blind. Denn eigentlich möchte ich jederzeit Herr oder Frau meiner Situation sein, Risiken bewusst abwägen und reflektierte Entscheidungen treffen. Eigentlich. Nicht erst in den letzten Tagen mehren sich die Stimmen, die uns mahnen, dass wir uns haben einlullen lassen.

Martinas Sohn kommt vom Basketball-Training. Humpelnd! Er ist umgeknickt, Laufen ist nicht mehr möglich. Das volle Programm startet: Auf zum Arzt, Röntgenaufnahme, Bänder gerissen. Tapeverband. Und wie soll jetzt der lange Weg zur Schule funktionieren? Abends geht bei Nicole das Handy und die gefürchtete Nachricht ploppt auf: Pooltest im Kindergarten positiv – ab jetzt ist ihr Sohn in Quarantäne. Das volle Programm startet: Treffen verschieben, Testtermin buchen, Beschäftigungsideen für die langen Tage zuhause sammeln, Arbeit umplanen.

„Jetzt muss man miteinander reden, das erhoffe ich mir“, so sagte eine russische Passantin im Radio-Interview, als die Truppen an der ukrainisischen Grenze zusammengezogen wurden. Doch wenige Tage später flogen Raketen und rollten Panzer. 

Die Zeit des Redens scheint in der Ukraine vorbei zu sein. Waffengewalt schafft neue Realitäten. Bittere Realitäten, wie man sie sich noch vor Kurzem nicht hätte vorstellen mögen. Kann man angesichts dessen noch Hoffnungen auf Worte setzen? 

„Die Maske fallen lassen“ wollen viele Menschen. Viele erhoffen sich das für den 20. März. Ob es sinnvoll ist oder nicht, das ist dabei noch lange nicht geklärt. Denn die Maske, der Mund-Nasen-Schutz hat doch in den letzten Monaten viele Menschen geschützt.
Ganz andere Masken lassen viele traditioneller Weise am Fastnachtsdienstag oder Aschermittwoch, wenn die Faschingszeit, der Karneval zu Ende ist, fallen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Ausgelassenheit erst einmal zu Ende ist – vorläufig für uns Christen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wieder einmal steht Kirche in der Kritik. Wieder einmal ist aufgezeigt worden, wie Verantwortliche verantwortungslos gehandelt haben - und dennoch weiterhin Rechtfertigungsversuche gemacht werden. Doch das Leid, die Verletzungen und die Bösartigkeiten sind offen gelegt und lassen sich nicht einfach wegwischen. Die Institutionen der katholischen Kirche stehen im Fokus der Anklage. Hilft es in dieser Lage, von evangelischer Seite - wie in diesen Tage laut nachgedacht wurde - die Ökumene auf „Eis“ zu legen, bis die Gegenseite ihre Dinge geordnet habe?