Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. (Hebr 4,12)
Hatschi! Erkältungszeit. Die Nasen laufen, die Menschen husten – denn auch ohne Corona gibt es Viren, in diesem Fall Erkältungsviren. Was mir persönlich zum Atmen und Schlucken gut hilft, sind richtig scharfe Ingwerbonbons. Bonbon auf, ab in den Mund, lutschen und… atmen. Der süß-scharfe Geschmack zieht vom Mund in die Nase in die Stirn und befreit mich von Schluckbeschwerden und durchpustet meine Nase. Aber nicht nur das: Der Geschmack schießt förmlich durch den ganzen Körper, durch Mark und Bein, bis in die Fingerspitzen.
Zugegeben – man muss Ingwer mögen. Persönlich genieße ich die Schärfe dieser Wurzel sehr.
Nein, das ist keine Werbung für Ingwerbonbons. Es ist vielmehr Werbung für eine ganz andere Schärfe, die uns auch so richtig durchpusten kann: Gottes Wort.
Gottes Wort ist lebendig, kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert – so lesen wir im Hebräerbrief und hören damit einen Teil des Predigttextes des kommenden Sonntages.
Gottes Wort ist also scharf wie ein Ingwerbonbon? Wohl kaum. Es ist wesentlich schärfer, kräftiger und lebendig. Gottes Wort durchdringt mich, es hinterfragt mich, stellt mich bisweilen auch bloß und gibt mir Kraft. Allerdings nur, wenn ich mich darauf einlasse. Das ist sicherlich nicht immer angenehm, aber absolut lohnenswert und auf lange Sicht befreiend. Wenn ich es höre, wenn ich es in die Hand nehme, lese und wirken lasse.
Gottes Wort, die Bibel im Jahr 2022? – Uralt und total out. So denken viele, quer durch die Generationen. Ja, uralt, das stimmt, aber out – nein, denn wenn die Bibel aufgeschlagen wird, stehen dort keine leeren Buchstaben. Sondern hier begegnen uns Menschen, ganz nah, wie du und ich, die etwas mit Gott erlebt haben. Wir tauchen ein in Erfahrungen, in Erlebnisse und tiefe Geschichte und erfahren so, was die Berührung mit Gott und seinem Wort mit den Menschen gemacht hat. Nein, die Geschichten sind wahrlich nicht nur rosarot und mit Happy End, die Menschen erfahren nicht nur Glück und Reichtum durch Gott. Wir lesen von Menschen, die Leid und Schmerz erfahren, die ihr Zuhause verlieren oder verlassen. Wir hören von Menschen, die sich aufmachen, weil Gott es ihnen aufgetragen hat. Wir erfahren von Menschen, die sich durch die Begegnung mit Gott, mit Jesus verändern, und einen neuen Weg einschlagen. Die Berührungspunkte mit Gott und die daraus resultierende Veränderung sind kräftig und scharf, selten leicht. Aber sie sind immer lebendig, sie bewirken Leben und schaffen Veränderung.
Also, Bonbon, sprich Bibel, auf und einatmen, ja, eintauchen. Eintauchen in Leben, Kraft und Schärfe, die uns geschenkt sind. Zugegeben, es ist nicht immer leicht und an manchen Tagen vielleicht sogar zu scharf – wie der Ingwer manchmal auch zu großzügig im Tee oder im Bonbon enthalten ist. Macht aber ja nichts. Durchatmen und weitermachen. Denn ist das nicht auch schön? Herausgefordert zu werden, von Gott? Das bedeutet, er traut mir viel zu. Wir sind durch Gottes Wort mit Leben, Kraft und Schärfe ausgestattet. Für ein lebendiges, kräftiges und scharfes Gefühl – bis in die Fingerspitzen.
Ihre Pfarrerin Dr. Nina Mützlitz
Pfarrerin Dr. Nina Mützlitz
Evang. Kirchengemeinde Herzogenaurach