Impuls

Komisch wirkte sie am Telefon, die Leiterin der Johannessenioren. Durcheinander. Gar nicht ihre Art, ich kannte sie sonst als zackig, zupackend, zuverlässig. Warum kommt sie nicht zum Punkt?, fragte ich mich, wir wollten doch über meinen Vortrag zum Buß- und Bettag sprechen. Es dauerte, bis ich verstand: Nein, es geht ihr nicht um den Vortrag, auch nicht um den Seniorenclub.

Der Herbst hat begonnen. Für viele ist er die schönste Jahreszeit. Die Hitze des Sommers ist vorüber, das Laub der Bäume zeigt sich in einmaligen Farben, es ist Erntezeit. Obwohl das Jahr merklich am verklingen ist, zeigt sich die Natur noch einmal bunt und heiter. Mit dem heiligen Franziskus, dessen Gedenktag am 4. Oktober ist, mag mancher in seinen berühmten Sonnengesang einstimmen: „Gelobt seist du, mein Herr! Durch unsere Schwester, die Mutter Erde; sie trägt und erhält uns, bringt vielerlei Früchte hervor und Kräuter und bunte Blumen.“

Was sagt eine Pfarrerin zum Tag der deutschen Einheit? Dass ein Wunder geschehen ist? Dass es eine Sache der Freude ist? Ich kann nur für mich sprechen. Und für mich ist es wahrhaftig ein Wunder, was 1989 seinen Ausgang nahm: Eine friedliche Revolution, die zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten führte. Geboren in Thüringen, aufgewachsen in Pommern, Kind einer deutsch-deutschen Ehe, das bin ich. Eine Großmutter in Erfurt, eine in Düsseldorf.

Papst Franziskus hat am vergangenen Wochenende seine Enzyklika Fratelli tutti vorgestellt. Er schreibt über die Geschwisterlichkeit, die wir Menschen brauchen. Der Termin für die Veröffentlichung ist perfekt gewählt, denn seine Worte passen in eine Welt, die von Corona erschüttert wird. Geschwisterlichkeit unter den Menschen war spürbar in der Zeit des Lockdowns, als Jugendgruppen in den Kirchengemeinden sich auf kurzem Weg verständigt haben, um alten oder behinderten Menschen, die nicht aus ihrer Wohnung konnten, die Einkäufe zu erledigen.

Für Franken ist dieses „bassd scho“ ein Ausdruck höchster Euphorie und bedeutet, kurz gesagt, „besser geht es nicht“. Doch wahrscheinlich kommt uns diese satteste aller fränkischen Wohlfühlbezeugungen momentan gar nicht so leicht über die Lippen. Zum einen wegen der aktuell wieder verschärften Corona-Situation und den damit verbundenen Einschränkungen – uns wird immer klarer, dass die Hoffnungen auf schnelle Normalität, die wir im Sommer vielleicht hatten, enttäuscht wurden.

Vielleicht haben sie auch die Plakate im Juli oder Herbst dieses Jahres in Erlangen bemerkt, mit der die Lebenshilfe Erlangen e.V. den Blick auf Menschen mit Beeinträchtigung lenkt. „Wir sind Erlangen“, so steht auf den Plakaten, auf denen junge Menschen uns strahlend mit ihrer Lebensfreude anblicken. In einer Zeit, in der Masken unser Lächeln verdecken, bringen uns diese Menschen ein Lächeln in den Alltag.