Wochenimpulse

Verlieren wir in unserer zusehends oberflächlichen und konsumorientierten Gesellschaft die Dimension der Tiefe? Spüren wir überhaupt diesen Verlust des geistigen Tiefgangs im Jahrmarkt der Äußerlichkeiten? Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens verlustig geworden, blenden wir jetzt schon die Frage überhaupt aus. Die Lebensfrage danach, woher wir kommen, wohin wir gehen, was wir sinnvolles tun und was wir aus uns machen wollen in der kurzen Spanne zwischen Geburt und Tod.

Kilian ist acht Jahre alt und ein Rollstuhlprofi. Mit dem Handbike überholt er die kleine Schwester locker auf ihrem Fahrrad und was er sich so im Skatepark mit dem Rollstuhl traut, macht anderen eine Gänsehaut. Dafür ist alleine zum Bäcker zu fahren und Brötchen zu holen eine echte Herausforderung. Vor der Lieblingsbäckerei gibt es eine Stufe, die er nicht alleine überwinden kann. Das ändert sich jetzt. Denn vor dem Laden gibt es eine Rampe für Kilian. Gebaut aus tausenden von knallbunten Legosteinen. Sie ist so stabil, dass man sogar mit dem Elektrorollstuhl drüber fahren kann.

Man kann auf zweierlei Arten stürzen: Entweder man fällt nach vorne auf die Nase oder nach hinten auf den Po. Was für viele angenehmer ist, die Nase ist nun mal nicht so elastisch. Im Prinzip keine schlechte Sache, aber damit hat man das Hindernis, das einen zum Straucheln gebracht, immer noch vor sich und hat es noch nicht überwunden. Und so kommt es mit vor, gehen viele Menschen mit ihren persönlichen Schwächen um.

„Jetzt bekommen Sie noch unser Clubbändchen“, sagt die Mitarbeiterin scherzhaft und bindet mir einen Papierstreifen mit meinem Namen und meinem Geburtsdatum um den Arm. Nein, es handelt sich nicht um einen All-inclusive-Urlaub, sondern ich checke im Uniklinikum Erlangen ein und werde auf Station gefahren. Dies noch im alten Jahr, so dass ich den Jahreswechsel in der Uniklink verbringe. Ein großes Hämatom im Unterschenkel muss operiert werden. Nicht schlimm, aber schmerzhaft. Ich war noch nie für mehrere Tage im Krankenhaus. Eine neue Erfahrung.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ So heißt die Jahreslosung 2023. Was sieht Gott denn, wenn er uns sieht? Das Äußere, oder mehr die „inneren Werte“? „Für ihn bin ich wunderbar gemacht“, betet jemand in Psalm 139. Wir glauben daran, dass wir einzigartig sind. Seine Ebenbilder. Bei aller Verschiedenheit.  „Du bist ein Gott, der mich sieht.“  Dieser kleine Satz stammt aus einer hochdramatischen Geschichte: Sara, die Frau Abrahams, wird nicht schwanger. Sie schlägt ihrem Mann vor, ein Kind von der Magd Hagar zu bekommen.

Herr nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen.
Mit diesen Worten aus dem „Neujahrslied“ des schlesischen Dichters Jochen Klepper (1903 bis 1942) aus unserem Evangelischen Gesangbuch grüße ich Sie an der Jahreswende.
Herr nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen. 
Mir gefallen diese Worte von Jochen Klepper jedes Jahr wieder im Silvester- oder Neujahrsgottesdienst, weil sie sich für den Blick nach vorne und den Rückblick eignen.

Schon lange haben wir Weihnachten nicht mehr in solchen Krisenzeiten erlebt wie heuer. Sollten wir Weihnachten deshalb nicht absagen? Können wir feiern, wenn uns die Welt um die Ohren fliegt? Ich sage: Ja, man kann, man muss es sogar! Denn Weihnachten ist ja kein Fest, das über all das Grauenvolle eine Harmoniesoße gießt. Im Gegenteil. Weihnachten ist ein sehr realistisches Fest. Denn wir feiern dieses Fest trotz der Gefährlichkeit des menschlichen Lebens. Wir feiern es in all unserer zerbrechlichen Existenz. Und wir verbinden mit ihm die Sehnsucht nach Trost, nach Wärme und Geborgenheit.

Kaum ein Symbol dominiert so sehr die Advents- und Weihnachtszeit wie der Stern. Strahlend, glitzernd und leuchtend ist er der Star der Deko in dieser Zeit. In der Weihnachtsgeschichte spielt er eine entscheidende Rolle, weil er den Weg zur Krippe zeigt, wo Jesus geboren wird. Sterne faszinieren schon immer Menschen – auch wenn die wenigsten von uns Experten in Himmelskunde sind. Ich kenne keine Person, die sich nicht gerne mal gedankenlos im Sternenhimmel verliert und nachts für einige Momente gebannt und hoffnungsvoll in den Himmel starrt.

Vielleicht denken sie bei dieser Überschrift gleich an die bunten Schoko-Bonbons. Im Kaufladen zu Kinderzeiten, der nur im Advent aufgebaut wurde, war ein Fach immer mit M&Ms gefüllt. Bei den Jugendlichen ist der M&M Spender in unserem Büro der Renner. Oder fällt ihnen bei M&M eher der Sekt ein? 
Für den heutigen Impuls verstecken sich hinter M&M allerdings zwei Worte, denen wir in letzter Zeit häufig begegnet sind und die uns sehr beschäftigen. M&M – Macht & Mut.