Wochenimpulse

Vor 50 Jahren ist der Kinderbuchklassiker „Momo“ erschienen. Michael Ende hat mit der kleinen Momo etwas geschaffen, das bei Kindern und Erwachsenen ans Innerste rührt. Denn Momo schenkt den Menschen Zeit, indem sie ihnen zuhört. Ganz allein, mit nichts als einer Blume in der Hand und mithilfe ihrer Schildkröte Kassiopeia, kämpft sie gegen die kalte und lieblose Welt der grauen Herren für eine warmherzige Welt – und siegt! Diese Erzählung ist daher mehr als nur eine alte Kindergeschichte. Denn Momo kann nicht nur zuhören.

Heute erinnere ich an die Geschichte des barmherzigen Samariters. Jesus erzählt sie zum Thema Nächstenliebe:
Ein überfallener Mann, sehr verletzt. Zwei Theologen kommen auf dem Weg zum Tempel nach Jerusalem an dem Angegriffenen vorbei. Ihre Vorschriften - sie müssen rein bleiben - verbieten ihnen leider, ihm direkt zu helfen.
Dann kommt der Samaritaner. Kontakt mit dieser Volksgruppe war unerwünscht. Aber er hält an, macht eine Erstversorgung und bringt den Verletzten zu einer Herberge. Für die Pflege lässt er Geld da.

Stehen wir als Gesellschaft am Kipppunkt? Diesen Anschein erweckt die aktuelle Situation angesichts der hohen Umfragewerte der AFD und des aggressiven Nationalismus, der in unserem Land wiederauflebt. Uns dämmert gerade, dass es nicht damit getan ist, hohe Umfragewerte abzutun und auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. Es braucht starke Reaktionen von allen gesellschaftlichen Akteuren. Auch von Religion und Kirchen. Sie können sich ihrer Verantwortung für die Demokratie schlechterdings nicht entziehen. Welche Strategien haben wir und was ist aus christlicher Sicht zu tun?

Wie sieht es mit Ihrer Fitness aus? Jetzt in den Sommerferien ist es für viele wichtig, unter der kurzen Kleidung definierte Muskeln und einen straffen Körper zu präsentieren. Gleichzeitig wird dieser Anspruch für manchen zur Last. Aus der Sorge um das eigene Aussehen wird eine Art neue „Religion“ mit Exerzitien im Fitnessstudio und Askese beim Essen. Schlimm ist das für alle, die nicht mithalten können. Wenn junge Menschen sich für ihren Körper schämen, weil er nicht den Werbebildern entspricht, läuft etwas schief.

Es gibt solche und solche Tage. Manchmal hetze ich von Termin zu Termin, während sich zuhause die Kinder und die Wäsche stapeln. Hetztage.
Manchmal läuft alles super und ich flaniere durch meine To-do-Liste. Ich lächle mich glücklich und hab ein Auge für die schönen Details. Flaniertage.
Und dann passiert etwas und meine gewohnte Struktur kriegt einen Knacks. Vielleicht bricht sie sogar gleich ganz zusammen. Der Boden wird holprig für mich und ich komme ins Stolpern. Stolpertage.

Am 31. Juli feiert die katholische Kirche den Heiligen Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens. Als Mitbrüder von Ignatius als Konzilsberater nach Trient berufen wurden, empfahl Ignatius ihnen nicht, irgendeine spezielle theologische Position zu verteidigen. Es zeigt seine Größe, dass er ihnen vielmehr Gesprächstipps in einem Brief mitgab. Diese Gesprächstipps sind auch heute noch wertvoll und anregend, sowohl für den Alltag als auch in der öffentlichen politischen Diskussion und ebenso in den sozialen Medien.

In unseren Tagen ist der Ton immer rauer geworden. Sachliche Diskussionen werden seltener. Man kann beobachten, wie sich zunehmend feindliche Lager gegenüber-stehen. - Was ist passiert? Können sich Menschen immer weniger leiden? Woher kommt diese Illusion, dass alles „easy“ sein müsste, dass man überall „Freunde“ ha-ben muss? Und wenn nicht, dann … So war es doch auch in Vergangenheit noch nie. Vielleicht konnte man manches besser ertragen, weil man sich nicht so wichtig ge-nommen hat zugunsten von anderen … ?

In der Erlanger Kinderklinik, im Gang vor der Cafeteria, befinden sich zwei lebensgroße Spielschafe.  
Anfang dieser Woche lief ein Kind an der Hand seiner Mutter freudig darauf zu…..“Mäh, mäh, da mäh“. Das Schaf wurde gestreichelt und sorgte für einen Moment der Abwechslung auf dem Weg vom Stationszimmer zu einer Untersuchung. Am liebsten wäre der Kleine noch viel länger geblieben, die Mutter versprach ihm, dass er das Schaf nach der Untersuchung wiedersehe …..