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Besinnung

Baiersdorf 1 week 5 days ago
Noch einmal Dietrich Bonhoeffer - zum Ferienbeginn

„Der zur Arbeitsmaschine herabgewürdigte Mensch braucht Ruhe, damit sein Denken sich klären, sein Fühlen sich reinigen, sein Wollen sich neu ausrichten lassen kann.“ So schreibt Dietrich Bonhoeffer in seinem wohl letzten theologischen Text, einer Auslegung der ersten Tafel der zehn Gebote. „Du sollst den Feiertag heiligen“, zielt darauf, „nicht planlose Zerstreuung, sondern Ruhe und Sammlung“ zu suchen. Die Heiligung des Feiertages geschehe „durch das bereitwillige und ehrfürchtige Hören“ des Wortes Gottes.

Bonhoeffer, dessen 80. Todestag in diesem Jahr begangen wird, macht darauf aufmerksam, dass der Dekalog kein Gebot enthält zu arbeiten, „aber ein Gebot, von der Arbeit zu ruhen. Das ist die Umkehrung von dem, was wir zu denken gewohnt sind. Die Arbeit wird im dritten Gebot als etwas Selbstverständliches vorausgesetzt, aber Gott weiß, daß das Werk, das der Mensch tut, über ihn eine solche Gewalt gewinnt, daß er von ihm nicht mehr lassen kann, daß er sich von seinem Tun alles verspricht und darüber Gott vergißt. Darum gebietet Gott, von seinen Werken auszuruhen.“

Die Urlaubstage sind eine längere Zeit der Arbeitsruhe, in der sich unser Denken klären kann, unser Fühlen sich reinigen und unser Wollen sich neu ausrichten lässt. Ähnliches sieht die Bibel bereits im Konzept des „Erlassjahres“ vor, das in den Mosebüchern dargestellt wird. Aller sieben Jahre soll ein ganzes Jahr der Ruhe sein, der Brache für Felder, Weinberge und Ölpflanzungen sowie ein allgemeiner Schuldenerlass, damit alle aufatmen können. Mögen die Urlaubstage etwas von diesem Geist atmen, von der Gnade Gottes für alle Kreatur.

Daß das dritte Gebot „in gleicher Würde neben … dem Verbot des Tötens steht, daß der Übertreter dieses Gebotes sich nicht weniger schuldig macht als der Spötter seiner Eltern, der Dieb, der Ehebrecher, der Verleumder, will uns schwer in den Sinn. Unser Leben ist Werktag in der Arbeit und unter Menschen. Der Feiertag scheint uns eine schöne und erfreuliche Erlaubnis zu sein, aber daß der Ernst des Gebotes Gottes hinter ihm steht, ist uns fremd geworden“, so Bonhoeffer in seiner Auslegung.

Feiern wir die Freiheit, die uns Gott schenkt, in unserer Urlaubszeit!

Pfarrerin Christine Jahn

christine.wenzlow