Mariä Himmelfahrt, ein Fest, das den Leib wertschätzt.

Wie sieht es mit Ihrer Fitness aus? Jetzt in den Sommerferien ist es für viele wichtig, unter der kurzen Kleidung definierte Muskeln und einen straffen Körper zu präsentieren. Gleichzeitig wird dieser Anspruch für manchen zur Last. Aus der Sorge um das eigene Aussehen wird eine Art neue „Religion“ mit Exerzitien im Fitnessstudio und Askese beim Essen. Schlimm ist das für alle, die nicht mithalten können. Wenn junge Menschen sich für ihren Körper schämen, weil er nicht den Werbebildern entspricht, läuft etwas schief. Das Fest Mariä Aufnahme in den Himmel am kommenden Dienstag ist ein Gegenbild zu diesen Ansprüchen. Wenn man ohne allen barocken Glanz auf das Fest schaut, passiert da etwas, das dem Kult um den perfekten Körper entgegensteht. Jesus ehrt den Leib seiner Mutter Maria, einer damals alten, ausgearbeiteten, sterbenden Frau. Da geht es nicht um ein junges Mädchen, sondern um eine Frau, die den Haushalt geführt hat, ohne Mann ihre kleine Familie durchbringen musste und dabei nicht zu Wohlstand gekommen ist. Ich glaube, viele alleinerziehende Mütter können sich in dieser Aufzählung wiederfinden. Genau dieses Leben ehrt Jesus. Er erhebt diesen Leib, der sich nicht geschont hat, sich gar nicht schonen konnte. Er nimmt Maria auf in den Himmel. Im Fest Mariä Himmelfahrt steckt damit so viel an Hoffnung für unsere Zeit. Wenn Gottes Sohn das Alter seiner Mutter ehrt, die sich ein Leben lang für die Familie eingesetzt hat, dann ist es an uns, das Problem der Altersarmut gerade von Frauen, ernst zu nehmen. Diese Armut zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit, weil sie sich schämt. Diese Armut protestiert nicht, weil sie niemanden verantwortlich machen möchte. Diese Armut ist es wert, dass wir als Gesellschaft hinsehen und helfen. Wir können Menschen, deren Lebensinhalt die Familie war, die Würde zurückgeben. Maria ist auf den Himmelfahrtsbildern oft im Kreis der Jünger dargestellt, die sich um sie sorgen. Das sind nicht nur fromme Gemälde, sondern ein Aufruf an uns, die Menschen zu ehren, die etwas geleistet haben, auch wenn der Körper nicht mehr den Idealen der Influencer entspricht und nicht mehr produktiv sein kann. Vor Jesus Christus ist dieser Leib des Menschen, der etwas für andere geleistet hat, so wertvoll, dass er ihn in den Himmel erhebt. Er fragt uns damit, wie wertvoll uns die Pflege unserer Alten ist. Wer pflegebedürftige Angehörige hat, weiß, dass es allein kaum zu leisten ist. Als Gesellschaft müssen wir hier mehr investieren, um die zu Ehren, die damals die Zukunft für uns geöffnet haben. Am Tag Maria Himmelfahrt zeigt uns Jesus, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf den inneren Wert eines Menschen. Das dürfen wir auch unseren jungen Leuten sagen und zeigen. Auch wenn der Körper nicht den Idealmaßen entspricht, haben sie vor Gott Ansehen. Er hat sie so gemacht und liebt sie so. Ich folge ihm da gerne, denn mir ist die Hilfsbereitschaft eines Menschen wesentlich wichtiger als seine definierten Muskeln. Vor Gott hat der Ansehen, der sich seinem Nächsten zuwendet. Das einzuüben, ist das Fitnesstraining, dass uns das Fest Mariä Himmelfahrt für den Sommer rät.
 

Marcel Jungbauer

Katholischer Seelsorgebereich Erlangen Nord-West
Marcel Jungbauer, Pfarrer