Facebook down - soziales Leben trotzdem möglich?

Am vergangenen Montag ging die Welt unter. Facebook, Whatsapp und Instagram waren für 6 Stunden weltweit nicht erreichbar. 3,5 Milliarden Nutzer waren betroffen. 25 Milliarden Whatsappnachrichten konnten nicht gesendet werden. 125 Millionen Instastories blieben ungepostet. 53 Millionen Fotos wurden nicht hochgeladen bei Facebook. Menschen waren aus ihrer Welt ausgeschlossen, konnten nicht mehr kommunizieren. Beziehungen waren eingefroren. Manche waren völlig hilflos. Andere griffen panisch auf altmodische Kommunikationsmittel wie das Festnetztelefon oder SMS zurück. Dritte genossen einfach die Zeit, in der keine Nachrichten aufpoppten, verbrachten den Abend einmal bewusst mit der Familie beim Spielen oder gemeinsamen Fernsehen. Wieder andere, wie ich, haben den Ausfall gar nicht mitbekommen.

Natürlich ging die Welt nicht unter. Nach 7 Stunden wurde gepostet: „Das soziale Leben kann weitergehen.“ Für mich wurde durch diesen Vorfall wieder deutlich: Ohne Kommunikation können wir nicht leben. Wir müssen uns mitteilen, unser Wissen, unsere Gefühle miteinander teilen. Wir brauchen Beziehungen, zwischenmenschliche Beziehungen, um zu leben. Und wir führen diese Beziehungen mal digital und mal analog. Und mal gelingen unsere Beziehungen wie von selbst, ein andermal scheitern sie – und das ist meistens traurig. Und – leider – viel zu oft werden Beziehungen vergiftet, wird gemobbt, gelogen, bedroht. Nicht nur in den sozialen Netzwerken, auch im „echten“ Leben. Gelingende Beziehungen, gelingendes Leben – dazu können wir beitragen. Aber wir können es nicht garantieren. 

Am vergangenen Sonntag wurde in den Kirchen Erntedank gefeiert. Dankbar wurde an alles gedacht, was uns Leben ermöglicht – an Lebensmittel im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Kommunikation ist ein Lebensmittel. Wir freuen uns über die likes in den sozialen Netzwerken. Wir sind dankbar für jedes gute Wort, für jedes Lob. Das macht das Leben schön. Gute Worte sind der Dünger für unsere Beziehungen. 

Noch ganz analog hat vor 2000 Jahren der Mann aus Nazareth gute Worte verteilt. Er hat die glücklich gepriesen, die von Herzen freundlich sind und barmherzig, die Frieden stiften und nach Gerechtigkeit dürsten. Er hat Menschen zugetraut, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Er hat Menschen eingeladen, solche Worte zu teilen und die Welt wärmer (ja, wegen des Klimawandels ein gewagtes Bild) und lebenswerter zu machen.

Das biblische Motto der evangelischen Kirche für den Oktober erinnert daran: „Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.“ (Die Bibel, Hebräerbrief 10,24).
Ich wünsche Ihnen Menschen, die auf Sie achthaben und Worte, die trösten und ermutigen und Ihr Leben gelingen lassen.

Dr. Karl Grimmer
Bildrechte privat

Autorin/Autor:
Pfarrer Dr. Karl F. Grimmer
Evang.-Luth. Erlöserkirche 
Evang.-Luth. Dekanat Erlangen 
09.10.2021 (Woche 40/21)