Weisheit, Mut und vor allem Gelassenheit braucht es in Krisenzeiten

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ 

Weisheit, Mut und vor allem Gelassenheit braucht es in Krisenzeiten,
liebe Leserinnen und Leser!

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ So lautet das bekannte „Gelassenheitsgebet“ des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr aus der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit. Es bringt mit seinen drei Wünschen Charaktereigenschaften zusammen, die auf den ersten Blick gar nicht so viel miteinander zu tun haben: Gelassenheit, Mut und Weisheit. Die „Gelassenheit, Dinge hinzunehmen“ fällt mir persönlich schwer. Als Christ bete ich, frage ich Gott nach dem „warum“ und dem „wozu“. Das wunderbare dabei: Ich darf die Dinge einfach sein lassen, wie sie sind, wenn sie meine Kräfte übersteigen. Ich darf sie mit der Vaterunserbitte „dein Wille geschehe!“ Jesus Christus anvertrauen. Das Gelassenheitsgebet will zeitgleich einen Perspektivwechsel einleiten: Weg von der rückwärtsgewandten Ohnmachtsfrage „warum etwas passieren musste“ hin zur problemlösenden „Wozu-Perspektive“, also auf das hin, was ich beeinflussen kann. Denn längst nicht alles, was geschieht, ist Gottes Wille. Die Frage nach dem Wozu ist zukunftszugewandt: Was kann und will ich erreichen? Das befreit mich aus einer lähmenden Opferrolle, denn Ohnmachtsgefühle sind die stärksten Stressfaktoren. Zurzeit ist die gesellschaftliche Akzeptanz, Corona bedingte Verordnungen und Verbote hinzunehmen, hoch, aber ich verstehe, dass bei Menschen, die in ihrer Existenz bedroht sind, die Gelassenheit nach einem Jahr zunehmend schwindet.

Bei anderen Protesten frage ich mich dagegen: Wäre nicht etwas mehr Gelassenheit angebracht? Die scheinbar nicht enden wollende Corona-Krise lehrt uns da einiges. Zum Beispiel den „Mut, Dinge zu ändern“. Menschen, die ihre Fehler eingestehen, aus ihnen lernen und es künftig besser machen wollen, gilt dabei meine uneingeschränkte Bewunderung. Und letztlich die „Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“. Das ist nicht leicht, gerade in dieser Zeit, in der so viele unterschiedliche Informationen auf uns einstürmen, sich die Experten und Politiker permanent zu widersprechen scheinen. Doch nur in diesem kritischen Dialog geschieht Wahrheitsfindung. Für mich persönlich sind die Einsamkeit oder Verzweiflung meines Nächsten „die Dinge, die ich ändern kann“ mit einem Telefonanruf, mit einem guten Wort, mit praktischer Hilfe. Die Verantwortung, die Situation meiner Mitmenschen zu verbessern, ist christlich gesehen klar. Hier liegt der Kern des Gelassenheitsgebetes.

Mir selbst fehlt es oft im entscheidenden Moment an der nötigen Weisheit, dem bekennenden Mut und der ruhigen Gelassenheit, aber ich darf darum bitten:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen.
Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren.
Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat,
und nicht so, wie ich sie gern hätte.
Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,
wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge
und im nächsten für immer überglücklich.
Danke, Gott. Amen.

Christian Schmidt

Autorin/Autor:
Pfarrer Christian Schmidt
Evang.-Luth. Kirchengemeinde Eltersdorf
17.04.2021 (Woche 15/21)