Lucia bringt Licht in die Dunkelheit

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor und während der Adventszeit kommen selbst bei den Evangelischen einige Heilige zu Ehren, deren Status das Jahr über sonst eher prekär ist. Zu den Kernpunkten der Reformation gehörte einst Martin Luthers Verdikt, dass es keine Heiligen als Mittler zwischen Menschen und Gott brauche. Jesus Christus habe die Verbindung zu Gott ein für allemal weit aufgetan.

Dennoch gibt es sie: So treten der Heilige Martin, der vom hohen Ross aus den Mantel teilt, und der Heilige Nikolaus, der heute die Kinder beschenkt wie einst die drei jungen Töchter des verarmten Kaufmanns, als freundliche Herren auf, die Vorbilder für gutes Handeln sind.

Auch zwei Frauen sind in diesen Tagen zu nennen. Am 4. Dezember haben so manche in Erinnerung an die Heilige Barbara einen kahlen Zweig in eine Vase gestellt und hoffen, dass er am Heiligen Abend Blüten trägt. Dieser Brauch lässt sich mit der Lebensgeschichte der vor allem von Bergleuten verehrten Frau, die im 4. Jahrhundert lebte, nicht in Verbindung bringen. Er entstand erst im 17. Jahrhundert in Südbayern.

Vor allem in den lutherischen Kirchen Skandinaviens ist die am 13. Dezember gefeierte Heilige Lucia eine bekannte Persönlichkeit. Sie wird heute meist durch eine junge Frau verkörpert, die beim Einzug in die Gotteshäuser einen Kranz mit leuchtenden Kerzen auf dem Kopf trägt und damit Licht in die Dunkelheit bringt. Besonders eindrucksvoll ist dies in Nordschweden, wo nun schon seit einigen Wochen Polarnacht herrscht.

Dabei stammte Lucia der Legende nach von der Sonneninsel Sizilien. Ihre Biographie zeigt sie als junge emanzipierte Christin, die sich der arrangierten Ehe mit einem heidnischen Mann widersetzt. Ihre leuchtende Kopfbedeckung wird damit erklärt, dass sie Glaubensgeschwistern, die sich in Höhlen verbargen, Nahrungsmittel brachte. Um mehr tragen zu können, nahm sie keine Laterne mit, sondern setzte sich einen Lichtkranz auf das Haupt. Damit wird auch ihr Name verständlich, der übersetzt „die Erleuchtete“ bedeutet.

Natürlich wird man den Legenden nicht alles glauben wollen, doch ein wenig wird in ihnen das Lebensgefühl der frühen Christen deutlich, die ihren Glauben oft nicht öffentlich ausüben durften. Ein ungehinderter Glauben ist leider ja nach wie vor nicht überall auf der Erde möglich, so dass es gilt, für diese Freiheit immer wieder einzutreten und sie bei uns dankbar anzunehmen.

Alle eben genannten heiligen Personen zeigen aber für die Gegenwart vor allem auf, wie es gut und recht ist zu leben: miteinander zu teilen, die Schwachen zu stärken, das Licht in die Dunkelheit zu bringen. So handeln kann im eigenen Umfeld jede/r von uns.

In der Adventszeit können und sollen wir bedenken, dass wir das große Vorbild wieder neu erwarten: Jesus Christus. Er ist es, der durch die Generationen Menschen immer wieder dazu ermutigt hat, seinem Vorbild nachzufolgen. Durch ihn kommt Licht in die Welt. Wer ihm nachfolgt, kann in auch in der Gegenwart Licht bringen!

Ich wünsche Ihnen gesegnete Adventstage!
Herzlichst
Pfr. Dr. Peter Baumann
Altstädter Kirchengemeinde


 

Dr. Peter Baumann

Pfr. Dr. Peter Baumann
Altstädter Kirchengemeinde