In den Kurven unterwegs

„Mögen die Herausforderungen deines Lebens für dich sein wie die Kurve einer Straße.“

Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich eine Karte, in der die Glückwünsche mit folgendem Satz begangen: „Mögen die Herausforderungen deines Lebens für dich sein wie die Kurve einer Straße.“ Finden Sie kurvige Straßen im Leben angenehm? Wenn bei mancher Autofahrt zu viele Kurven kamen, hat immer mal wieder eines unserer Kinder mit dem Mageninhalt deutlich gemacht, dass er oder sie den Abschnitt der Fahrt gerade nicht angenehm empfand. Allgemein wünschen sich doch die meisten von uns, das Leben würde glatt und geradlinig verlaufen, oder nicht? Gerade in unserer aktuellen Lage im Lockdown sehnen wir uns nicht nach noch mehr Kurven und Herausforderungen, sondern endlich wieder Planbarkeit und den geraden Weg heraus aus der Kurve. Worauf die Kartenschreiberin aber hinauswollte, hat sich bei mir als ein starkes Bild festgesetzt: Für die Sicht auf eine Kurve ist entscheidend, mit welchem Gefährt ich auf der Straße unterwegs bin – Auto, LKW, Fahrrad, Bus, Umzugswagen oder Motorrad. Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und die Saison beginnt nun wieder. Und genau dieses Hobby hatte die Gratulantin im Blick, als sie den Satz formulierte. Mit dem Motorrad ist die Kurve nicht leichter oder weniger gefährlich, sondern als Motorradfahrer sieht man Kurven mit anderen Augen: als positive Herausforderung, als Chance, sie zu erleben und die physikalischen Kräfte zu spüren und zu nutzen. Denn du musst dich in die Kurve legen, um sie zu bestehen. Das ist ganz am Anfang eine Überwindung, aber gerade die kurvigen sind dann schnell die besten Abschnitte einer Tour. Aber nur, wenn man es wagt, sie gemeinsam mit dem Motorrad zu meistern. Für mein Leben habe ich neben dem Motorrad noch ein viel besseren und tragfähigeren Gefährten gefunden, mit welchem ich sogar gut durch die echten Kurven des Lebens komme: Gott selbst, der sich in Jesus Christus erlebbar gemacht hat. In Jesus hat uns Gott gezeigt, dass er uns nicht allein lässt, sondern sogar die elementaren Probleme angeht, die uns aus der Kurve werfen. Mit ihm werden die Kurven meines Lebens nicht einfach zur geraden Straße, aber jede Bewährungsprobe hat mit ihm das Potenzial, die eindrücklichsten Abschnitte auf meiner Lebenstour zu werden. Weil er immer da ist und mich niemals im Stich lässt. Weil er sich von den verschiedenen Fliehkräften des Lebens nicht zerreißen oder aus der Spur bringen lässt, sondern allem standhält. Diese Gewissheit macht mich hoffnungsvoll – auch in der Krise. Nicht, um fahrlässig zu werden, sondern sich vertrauensvoll mutig auch den Herausforderungen zu stellen. Jesus Christus ist nicht von dieser Welt, deswegen schaut er weiter als ich es kann. Er ist aber gleichzeitig mit mir in dieser Welt und ich kann vertrauen, dass er nicht loslässt. Mit ihm kann ich mich ganz in die Kurve des Lebens legen und mich dabei auf ihn verlassen, der da ist, mich hält und sicher ans Ziel bringt.

Andreas Theiß

Autorin/Autor:
Pastor Andreas Theiß
Leiter des Familienzentrums Erlangen
06.03.2021 (Woche 09/21)