sich versenken, in etwas „hineingehen“

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5,17 (Wochenspruch zum Sonntag Jubilate)

Sich versenken, in etwas „hineingehen“, hineindenken – das kommt in die Nähe von Kunst und „künstlerischem Sein“. So entstehen jedenfalls oft Kunstwerke mit ihrem Ausdruck, der einen „in den Bann ziehen“ kann. Da gibt es wohl auch eine menschliche Sehnsucht, über das Alltägliche hinauszugehen, mehr zu suchen im Leben, das einen erfüllen kann. 
Ganz in diesem Sinne ermutigt uns der Apostel Paulus, wenn er in seinem zweiten Brief an die christliche Gemeinde in Korinth schreibt: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (5,17)
Für „Glaubensangelegenheiten“, wie wir sie in der Kirche kultivieren, ist das eine treffende Wegbeschreibung. Es geht weniger um „Angelegenheiten“, um „Inhalte“, als vielmehr um ein „Sein“, in das wir hineingehen. „In Christus sein“ – das ist das schönste Ergebnis eines Osterfeuers, welches das Herz erwärmt. Ich wünsche mir Jesus nicht nur immer wieder an meiner Seite, sondern ich möchte meine Existenz „in Christus“ geborgen wissen.
Zugegeben, es ist kein Zustand, den ich einmal erreicht hätte für alle Zeiten. Es hat eher etwas zu tun mit lebendiger Zwiesprache, die ich auf meinem Lebensweg immer neu aufnehme. Dabei spielen die biblischen Worte Gottes eine große Rolle, besonders die Psalmen. Sie stoßen an, rütteln auf, stellen in Frage, verschmelzen mich mit den Glaubenszeugnissen anderer. Das Alte vergeht und Neues wird. Wachsen und Reifen des Lebens werden spürbar. 
Wir müssen uns immer wieder verabschieden, von Lebenssituationen, von Menschen. An diesem Wochenende von unserem Dekan Peter Huschke, der hier immerhin fünfzehn Jahre seines Lebens segensreich gewirkt hat. Da geht ein Lebensabschnitt zu Ende, besonders für ihn und seine Frau, die nun im wohlverdienten Ruhestand sich wieder Neuem zuwenden können. 
Und doch bleiben wir verbunden in dieser Glaubenserfahrung, „in Christus“ zu sein – der Kern unserer kirchlichen Arbeit, die wir auch gerne in ökumenischer Weggemeinschaft mit unseren katholischen Glaubensgeschwistern und auch denen in anderen Glaubensgemeinschaften teilen. Wir laden beständig ein, „neue Kreatur“ zu werden in unseren gottesdienstlichen Feiern. Wir knüpfen beständig Himmel und Erde zusammen, teilen Freude und Leid und wandern als Kinder Gottes durch die Zeit.
Unsere Hoffnung auf Frieden in bedrängten Zeiten werden wir nicht aufgeben. Irgendwann gehen auch Kriege zu Ende, spätestens im vollendeten Reich Gottes, auf das wir hinleben. Es mag sein, dass wir auf dem Weg dahin noch um einiges kämpfen müssen. Wir können es tapfer angehen. Unser „Sein in Christus“ wird uns mit allem Notwendigen ausstatten. 

Pfr Thiele
Bildrechte privat

Pfr. Christoph Thiele, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Kalchreuth