Wie neugeboren

Eine Woche nach Ostern. Was die Frauen und Freunde Jesu wohl gemacht haben? Sind gehen zum Alltag über. Sie fangen an, ihren Glauben in die Welt zu tragen.  Auch im Alltagsgeschäft bleiben sie begeistert vom Wunder der Auferstehung. 
Eine Woche nach Ostern ist es auch für uns Zeit, unseren Glauben zu den Menschen zu tragen. Wir werden dabei viele treffen,  die Sinn und Zufriedenheit suchen. Wie kriegen wir den Glauben in den Alltag? An diesem Wochenende ist Weißer Sonntag. Quasimodegeniti, heißt er. Wie die neugeborenen Kinder. Frisch, mutig auf das Leben. Neugierig, was kommt.  Für ein neugeborenes Kind muss doch jeder Tag voller Überraschungen sein. 
Das könnte ein guter Tipp sein. Lasst uns die Menschen vor allem überraschen. Ich weiß, das Leben ist auch voller böser Überraschungen. Auch das hat Gott nicht ausgelassen. Auch damit kennt Gott sich aus. 
Wenn wir die Menschen mit neugeborenen Gedanken überraschen, kommen wir mit ihnen ins Gespräch. Die einen werden sich wundern. Die anderen werden kritisieren. Wieder andere werden fragen. 
Überraschte Menschen machen sich neue Gedanken. Eine Überraschung lässt erst einmal staunen. Plötzlich merkt einer, was gar nicht immer so ist wie er dachte, dass es sei.  Eine spürt, es muss nicht alles so bleiben wie es immer war und ihre Welt fällt nicht gleich auseinander, wenn sich was ändert. Und noch anderen verhelfen wir mit einer Überraschung, ganze neue und gute Erfahrungen zu machen.  Denn ganz ehrlich, es ist doch nichts leichter als auf den Stapel dessen, was ich mir schon immer dachte noch einen neuen Stapel obenauf zu legen. Es ist nichts bequemer als noch einen Haken zu setzen hinter mein „Ich habe es ja gleich gewusst“.
Gott überrascht und wer Lust hat, auf die alten Stapel nichts Neues zu legen, sondern neu anzufangen, der ist an diesem Sonntag genau richtig. Wie die neugeborenen Kinder offen sein für die Überraschungen des Lebens. Für den Glauben an die Auferstehung im Alltag. Für das, was Kirche heute zu bieten hat. Es gibt gute Traditionen, die bleiben gut über Jahre hinweg wie ein altes Möbelstück aus Echtholz in guter Handarbeit geschreinert. Im alten Raum bleibt es altmodisch. In einen neuen Raum gestellt, kommt es ganz neu zur Geltung und wird zum Hingucker. Richtig kombiniert sind Tradition und Überraschung genau das, was der Welt gut steht. Am Weißen Sonntag, so sagt die altkirchliche Tradition legten neugetaufte Christinnen und Christen, die weißen Kleider wieder ab, die sie seit der Osternacht getragen hatten. Dann geht es darum, den Glauben alltagstauglich zu machen. 
Ich wünsche Ihnen, dass sie das Wochenende nach Ostern mit schönen Überraschungen genießen dürfen und am Montag wieder Lust haben auf eine neue Woche. Möge ihr Alltag behütet sein und ihr Glauben spannend bleiben. 

Karola Schürrle, Pfarrerin in Herzogenaurach
 

Dekanin Karola Schürrle
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Dekanin Karola Schürrle
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