Studi-Stimmengewirr als frohe Botschaft

Reges Stimmengewirr vor dem Rudolf-Wöhrl-Hörsaal, Östliche Stadtmauerstraße. Eine Vorlesung ist zu Ende, Studierende strömen im Schwarm auf die Straße. Nicht nur ein Auto hupt - da ist kein Durchkommen mehr. Sind das viele! Manche stehen und reden aufgeregt durcheinander. Andere fahren mit ihren Rädern durcheinander, selten mehr, meist weniger STVO-konform. So lässig vertrauen nur junge Menschen auf ihre Schutzengel.
Und alle wollen Ärztin, wollen Arzt werden, vermute ich. Oder in die Forschung gehen. Ist das nicht wunderbar? Über 4.200 Medizinstudierende gibt es an der Medizinischen Fakultät der FAU, und jedes Semester bewerben sich viel mehr Interessierte als es Plätze gibt.
Natürlich kenne ich sie nicht, die da auf die Straße strömen. Und ich spare mir die allerletzte Recherche, exakt wie viele Studierende es genau am Erscheinungstag dieser Ausgabe der Erlanger Nachrichten sind. Denn Genauigkeit im Promillebereich ist hier nicht entscheidend. Es zählt für mich die Hauptsache: Es sind viele. Und ich vermute, dass viele, die diesen Beruf anstreben, Gutes im Sinn haben. Menschen helfen, sie heilen, ihr Leben retten. Und es könnten noch mehr sein, wenn die Uni mehr Plätze einrichten könnte.
Da kommt mir also ein Schwarm voll guten Willens entgegen aus dem Hörsaal, schwappt mit jugendlichem Schwung auf die Straße, überflutet sie für kurze Zeit, bis sich die Studierenden im Viertel verteilen. Und das gleiche, das mit dem guten Willen, lässt sich über viele Auszubildende, andere Studiengänge und die Beschäftigten in unseren Krankenhäusern, aber auch in Pflegeheimen und -diensten oder Kindertagesstätten, Schulen und anderswo sagen: Geballter Wille und Fachverstand zum Guten sind hier in Erlangen und Umland in Fülle daheim.
Manchmal geht mir das Gefühl dafür im Alltagsbetrieb verloren. Wenn mich jemand unfair übervorteilt. Mich eine Kriegsmeldung erschüttert, oder die Krankheit eines lieben Menschen.
Doch dann geht wieder mal eine Vorlesung zu Ende, mindestens ein Auto hupt, und ich freue mich am Stimmengewirr der vielen, die es zu ihrem Beruf machen wollen, Menschen zu helfen. Wenn das kein gutes Zeichen ist: Advent – das Gute kommt.
Pfr. Frank Nie
Evangelische Klinikseelsorge Universitätsklinikum Erlangen
 

Pfr. Frank Nie

Pfr. Frank Nie (Evangelische Klinikseelsorge Universitätsklinikum Erlangen)