Auferstehung heißt: Auf die Hoffnung zu setzen

Kiew im Frühjahr 2023 –  Die Stadt ist nach einem Jahr Krieg stark zerstört. Indes, immer noch viele Menschen harren dort aus in den Trümmern ihrer Häuser. Viele bleiben, denn sie wissen nicht, wohin. Viele sind zu alt, haben kein Geld und keine Kontakte, sind krank und können nicht weg. Unter denen, die geblieben sind, gibt es auch eine kleine Gruppe von Maria-Ward-Schwestern. Sie hätten das Land verlassen können. Sie hätten ihr Leben retten und sich in Sicherheit bringen können. Aber sie haben sich entschieden, zu bleiben. Sie lassen die Menschen und die Stadt nicht allein. Sie leisten humanitäre und seelsorgliche Hilfe. Sie schützen den verbliebenen Rest an Leben, den es noch gibt. Sie besuchen die Menschen zu Hause und bringen Medikamente oder Windeln für Kinder. Sie gehen zu den Verletzten in die Krankenhäuser und leisten Beistand für deren Familien. Die Schwestern sind in der Stadt und Region bekannt. Viele Menschen wenden sich an sie, weil sie ein letzter Hoffnungsanker sind. Sie wurden gefragt, warum sie das Land nicht verlassen. Ihre Antwort lautete: „Wie sind ukrainische Schwestern, entweder wir sterben, oder wir überleben.“ Und auf die Frage, was ihnen Kraft gibt für die Entscheidung, zu bleiben, antworten sie: „Unser Glaube.“
Mich berührt diese Geschichte. Und theologisch gesehen ist sie eine Ostergeschichte. Denn sie zeigt, was es mit dem christlichen Fest von Ostern und der Auferstehung auf sich hat. Auferstehung ist nicht ein Ereignis oder eine Glaubenslehre, die erst am Ende des Lebens zur Geltung kommt. Sie ist vielmehr eine Haltung und eine Lebenskunst – so sagt es die Würzburger Theologin Hildegund Keul -, die Hier und Heute praktiziert und gelebt werden will. Auferstehung ist gefragt angesichts jener Lebensereignisse, in denen das Leben verwundet wird, in denen es um das nackte Überleben geht, und darum, inmitten dieser bedrängenden Not, auf die Hoffnung zu setzen. Auferstehung ist insofern auch eine Haltung, die täglich neu gelernt und gelebt werden will. Dass wir noch dann, wenn die Zeiten am dunkelsten sind, für Hoffnung sorgen und die Not wenden können, diese Überzeugung hält also der christliche Osterglaube bereit. Ich finde, angesichts einer Welt, die lichterloh brennt von Gewalt und Zerstörung, ist dieser Glaube gar keine so schlechte Idee. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien frohe Ostern.

Dr. Monika Tremel, Pastoralreferentin und geschäftsführende Leiterin der Offenen Tür Erlangen
www.offene-tuer-erlangen.de
 

Dr. Monika Tremel

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