Mitten im Leben - mitten im Glauben

Zwischen Karfreitag und Ostersonntag, zwischen Schmerz und Freude – mitten im Leben und Glauben

Der heutige Karsamstag liegt zwischen dem blutigen, schmerzhaften Tod Jesu und Jesu Auferstehung in neu aufblühendes Leben. Stille, Sprachlosigkeit und Unklarheit kennzeichnen den Tag. Irgendwie muss das Leben weitergehen, muss der Weg durch den Tod in den Alltag gefunden werden … und gleichzeitig möchten wir doch Ostern feiern – trotzdem. Das Leben kann nicht einfach vorbei sein. Auf die Osterfreude und das Osteressen wollen wir doch zuleben – trotz allem Schlimmen und Traurigen, trotz Schmerz und Tod. Zwischen Trauer und Freude muss Alltag bewältigt werden und Leben möglich bleiben.
Lieber Leserinnen und Leser, für mich verdichtet der Karsamstag, was mir christlicher Glaube bedeutet.
Ich möchte die Kraft haben, nicht wegzuschauen von dem Schlimmen und Bösen in der Welt. Sterben und Tod, Ungerechtigkeit und Bosheit von uns Menschen möchte ich mich bei mir selber und bei andern in aller Härte stellen. Ich möchte Leben klar und nüchtern sehen, nichts im Leben schönreden und keine Lügen für das Leben gelten lassen müssen. Da hilft nur das Eingeständnis: Er ist tot. Da sind Trauer und Schmerz nicht zu vermeiden, wie sie uns von den Menschen um Jesus, allen voran von seiner Mutter, Maria, in den Evangelien berichtet werden.
Und ich möchte ganz fest damit rechnen können, dass mit Gottes Hilfe wir ganz viel schaffen können, ganz viel zurechtbiegen können: Andere können für mich und ich kann für andere da sein. Das Leben wird doch am Ende zum Zug kommen, siegen. Gerade die Frauen um Jesus in den Osterevangelien und die ersten Christinnen und Christen in Jerusalem haben uns das dank Gottes Geist vorgelebt.
Gerade in den Zeiten von Covid 19 erlebe ich solches „karsamstägliche“ Hin- und Hergeworfensein zwischen Trauer und Ärger auf der einen Seite und Erstaunen und Freude auf der anderen Seite. Ich ärgere mich in diesen Tagen und Wochen oft, wie unvernünftig wir Menschen sein können … und dass unsere Pläne sich manchmal so schnell als falsch herausstellen können. Ich bin tief beeindruckt, mit welchem Einsatz Menschen für andere da sein können und wie schnell wir Menschen miteinander viel dazulernen können. Es ist toll, was Menschen da für andere leisten. Ich merke, wie schwierig es ist, das auszuhalten zwischen Freude und Trauer, Lebensmut und Verzweiflung. Wie ungern ich mit Covid 19 verschärft erlebe, dass ich die Dinge nicht in der Hand habe, dass ich das Schlimme nicht verhindern und das erreichbare Erfreuliche nicht einfach durchsetzen kann.
Ich erlebe mich wie am Karsamstag – den Tod kann ich nicht rückgängig machen, die Auferstehung nicht herbeiführen. Ich kann eigentlich nur wie der um seinen Sohn fürchtende Vater zu Gott sagen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Wie dieser Vater im Markusevangelium (9, 14 – 29) muss ich den drohenden Tod ganz ernst nehmen und will dem Leben und Gott doch ganz viel zutrauen …. und rechne eigentlich fest mit ihm … und fasse meine Zuversicht und meine Zweifel wie er in die Worte. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ 
Zeit zur Stille und zum Nachdenken und dann ein gesegnetes Osterfest und wieder neu aufblühendes Leben mit Gottes Hilfe wünscht sich und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,
Ihr Dekan Peter Huschke

Peter Huschke

Autorin/Autor:
Dekan Peter Huschke
Evang. Luth. Dekanat Erlangen
03.04.2021 (Woche 13/21)