Elisabeth - die mildtätige Heilige mit dem Korb voller Rosen

„Elisabeth war ein schönes Kind…“
Die hellen, begeisterten Stimmen der Kinder aus der Kindertagesstätte klingen mit diesem Lied sofort in meinen Ohren, wenn ich an den Namenstag der heiligen Elisabeth denke. Morgen, am 19. November, ist ihr Gedenktag. Und die Kinder aus der KITA St. Elisabeth in Hammerbach feiern die Namensgeberin ihrer Einrichtung immer mit einem Gottesdienst.
Nicht nur der Namenstag löst diese Freude bei den Kindern aus, mit großer Begeisterung können sie die Lebensgeschichte von Elisabeth erzählen, wie sie aus ihrer Heimat Ungarn schon als Kind an den Fürstenhof in Thüringen kommt, wie sie später mit großer Liebe ihren Ehemann Ludwig heiratet, wie sie sich als Landgräfin um die Armen, Kranken und Hungernden zu Füßen der Wartburg kümmert und sie versorgt, wie sie ein Krankenhaus gründet und wie sie nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Lebensaufgabe im Dienst an den Menschen findet.
Elisabeth von Thüringen wird von den Künstlerinnen und Künstlern gerne als fürstliche Frau dargestellt mit einem Korb voller Rosen, so wie auf der Steinernen Brücke in Herzogenaurach oder im Kirchenfenster in St. Josef in Weisendorf. Vermutlich steckt in dem Kontrast der fürstlichen Frau, die sich für die Armen einsetzt, die Faszination dieser heiligen Gestalt.
Elisabeth von Thüringen wurde 1207 als Königstochter in Ungarn geboren. Sie heiratet 1221 den thüringischen Landgrafen Ludwig und lebt auf der Wartburg bei Eisenach. Nach allen Quellen und Erzählungen war diese Ehe eine Beziehung, die von gegenseitiger Liebe und Respekt getragen war. In ihren Gedanken und in ihrem Handeln war Elisabeth ganz auf der Höhe ihrer Zeit. In Mitteleuropa blühte die Armutsbewegung auf, die viele Menschen dazu bewegte, in der Nachfolge Jesu sich ganz auf die Seite der Armen und Unterdrückten zu stellen und sich für sie einzusetzen. Die bekannteste Gestalt dieser Armutsbewegung ist Franz von Assisi, der auch zum Vorbild für Elisabeth wurde.
Aufgewachsen als christliche Frau ließ sich Elisabeth von den Texten des Neuen Testaments ansprechen und wollte die Botschaft Jesu ganz konkret in ihrem Leben umsetzen und in der Nachfolge Jesu handeln. Die Sätze: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und seid zu mir gekommen. …Was ihr den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 35 – 36. 40b) wurden für Elisabeth zum Programm ihres Handelns. In Abstimmung mit ihrem Mann öffnete sie die Getreidespeicher des Fürstenhauses, verteilte Kleidung und Nahrungsmittel, pflegte Kranke und gründete in Eisenach ein Haus für Arme. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1227 stellte sich der gesamte thüringische Hof gegen sie und wollte ihr die asketische und selbstlose Lebensweise verbieten. Sie verließ den Hof, stiftete in Marburg ein Krankenhaus und ging ganz im Dienst an den Ärmsten auf. Sie starb 1231 und wird schon ab Pfingsten 1235 ganz offiziell in der Kirche als Heilige verehrt.
Eine sehr bildhafte Erzählung aus ihrem Leben ist die Legende vom Rosenwunder. Als sie wegen ihrer Mildtätigkeit angegangen wird, verwandelt sich das Brot für die Armen in ihrem Korb in Rosen.
Die Gestalt der Elisabeth von Thüringen und ihr Engagement für die Armen und Ausgegrenzten kann uns heute auch Impulse für unser Leben und Handeln geben: Lassen wir uns ansprechen von den Texten des Neuen Testaments, entdecken wir in den Geschichten aus dem Leben Jesu Aspekte, die uns anrühren und zum Handeln bewegen? Setzen wir uns ein für die Menschen auf der Schattenseite des Lebens, für die, die von Ungerechtigkeit, Ablehnung oder Abschiebung bedroht sind? Trauern wir mit Angehörigen und ihren Familien und geben echten Trost weiter? Schenken wir Kranken ein Stück unserer Zeit mit einem Besuch, einem Anruf, einer SMS, und schenken damit Heil?
Auch jede und jeder ganz persönlich kann im Alltag heute Rosen blühen lassen im Winter dieser Welt. Die Kinder der KITA in Hammerbach folgen den Spuren ihrer Namenspatronin jedenfalls ganz konkret: Sie sammeln mit ihren Eltern Lebensmittel und Naschsachen für die Herzogenauracher Tafel und freuen sich darüber, wenn sie einen Beitrag dazu geben können, dass Menschen heute satt werden.

Thomas Matzick,
Pastoralreferent im Katholischen Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund

Thomas Matzick
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Thomas Matzick,
Pastoralreferent im Katholischen Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund