Klinikseelsorge: Von Hirten und Schafen

In der Erlanger Kinderklinik, im Gang vor der Cafeteria, befinden sich zwei lebensgroße Spielschafe.  
Anfang dieser Woche lief ein Kind an der Hand seiner Mutter freudig darauf zu…..“Mäh, mäh, da mäh“. Das Schaf wurde gestreichelt und sorgte für einen Moment der Abwechslung auf dem Weg vom Stationszimmer zu einer Untersuchung. Am liebsten wäre der Kleine noch viel länger geblieben, die Mutter versprach ihm, dass er das Schaf nach der Untersuchung wiedersehe …..
Diese Schafe sind so etwas wie ein Ort zum Innehalten, ein Lichtblick. Im Betrieb einer großen Klinik brauchen Menschen manchmal solche Orte; manche verweilen deshalb für einen Moment im Andachtsraum der Kinderklinik, schreiben ein Gebet in ein dafür bestimmtes Buch, suchen Ruhe, nehmen einen der ausliegenden Texte mit. 
Am häufigsten ist dies der Psalm 23: 
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln - Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser – Er erquicket meine Seele – Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen – Und ob ich schon wanderte im finstern Tal – fürchte ich kein Unglück – denn du bist bei mir – dein Stecken und Stab trösten mich. 
Hier drückt sich die Hoffnung aus, dass Gott sich wie ein Hirte unserer annimmt, dass wir uns bei ihm geborgen fühlen dürfen, dass er uns auf grünen Auen weidet und zu frischen Wassern führt …….Der Beter dieses Psalms weiß aber auch, dass es dunkle Momente in unserem Leben geben kann, finstere Täler, steinige Wege. Dass wir Menschen manchmal Trost brauchen, Zuspruch und Begleitung. Dass wir uns erschöpft oder allein fühlen, mit etwas überfordert sind, eine Erkrankung uns oder einem Familienmitglied die Kraft nimmt. 
Da hilft dann oft – so erlebe ich es in der Klinik – lieber geduldiger Besuch, ein aufmunterndes Wort vom Pflegepersonal, eine hilfreiche Beratung vom Sozialdienst, ein verständliches und emphatisches Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin, ein Kontakt mit einem Psychologen oder einer Psychologin, und, in der Kinderklinik: ein schönes Spielzeug zur Beschäftigung von den Erzieherinnen.  
Und manchmal wird auch die Klinikseelsorge gerufen und es wünscht sich  jemand einen Segen…….Einen Segen über dem bisherigen Lebensweg – mit allem, was dieser an vielfältigen Beziehungen und an Tun und Lassen beinhaltet hat – und über dem Lebensabschnitt, der nach der Entlassung beginnt……den es vielleicht neu zu gestalten gilt. 
In der Kinderklinik handelt es sich  meist eher um einen Segen vor einer Operation, einen Segen nach der Geburt  oder auch um einen Abendsegen, um ruhig in die Nacht zu gehen.   
Häufig wünschen die Eltern sich dabei den Psalm 23, der uns Menschen Gottes Begleitung und Trost zusagt: 
Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich! 

Mögen Sie sich behütet fühlen, 
auf grünen Auen und auch auf steinigen Wegen,


Ihre Pfarrerin Kathrin Kaffenberger

Kathrin Kaffenberger
Bildrechte Marie Graber/Uniklinikum Erlangen

Pfarrerin Kathrin Kaffenberger

Klinikseelsorgerin an der Erlanger Kinderklinik