„Lebe im Hier und Jetzt!“,

„Lebe im Hier und Jetzt!“, lese ich auf einer Werbetafel vor mir, in großen Buchstaben und mit Ausrufezeichen. 

Ich komme ins Nachdenken. Eigentlich mag ich es, Pläne zu machen. Stelle mich gern darauf ein, was auf mich zukommt. Bereite mich gern auf Aufgaben vor, und genieße die Vorfreude auf schöne Dinge. 

„Lebe im Hier und Jetzt!“ In meinen Ohren klingt das wie eine Forderung. Mir kommen Sätze in den Sinn wie: „Das muss jetzt gleich erledigt werden!“ Geht es nur darum, möglichst gut zu funktionieren, und zwar im „Hier und Jetzt“? Ist es nicht die Vergangenheit, die uns dorthin führt, wo wir sind, und wird nicht unser Handeln von zukünftigen Erwartungen gestaltet?

Dabei leuchtet mir eines schon ein - dass es wichtig ist, zu fragen: Was gibt denn „Hier und Jetzt“ Mut und Inspiration? Was gibt Kraft dafür, mit der Vergangenheit umzugehen und in die Zukunft zu blicken. 

„Mein Atem heißt jetzt“, so hat die Lyrikerin Rose Ausländer in einem ihrer Gedichte geschrieben. Für mich ist das eine kraftvolle Beschreibung dafür, das „Hier und Jetzt“ zu gestalten und zu leben. Rose Ausländer selbst hatte sich dafür entschieden, die letzten elf Jahre ihres Lebens ihr Bett nicht mehr zu verlassen. Gerade in dieser selbst gewählter Bettlägerigkeit begann sie eine reiche Schaffensphase, konzentriert einzig darauf, woraus sie „jetzt“ leben wollte und Atem schöpfte.

„Mein Atem heißt jetzt“. Das ist für mich mehr als ein selbstvergessenes “Hier und Jetzt“. Dazu gehört es, Vergangenes und Zukünftiges wahrzunehmen. Aber sich, wie im Rhythmus des Atems, darauf zu besinnen, was „Hier und Jetzt“ Bedeutung hat. Daraus die Kraft zu gewinnen, auch mit widrigen, ungewissen Umständen umzugehen. 

„Jetzt ist die Zeit!“ (Mk 1,15): Die Losung des Nürnberger Kirchentages, der am 07. Juni beginnt, passt dazu gut. Darin steckt die Zusage, dass es Gott ist, der uns dieses „Hier und Jetzt“ schenkt. 

Denn, na klar, bei allem Planen und Bedenken haben wir vieles im Leben nicht in der Hand. Die Zeit ist und bleibt ein Geschenk aus Gottes Hand. Gott, der Atem unseres Lebens ist, und es uns zutraut, die Zeit „Hier und Jetzt“ zu gestalten. Und, ich bin überzeugt, auch Pläne machen geht dabei in Ordnung.

Ihre Julia Illner, Leitung BildungEvangelisch Erlangen   
 

Dr. Julia Illner
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Dr. Julia Illner

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