Das ist doch kindisch! 3mal dankbar!

Ich will den Herren loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein (Psalm 34,2)

„Mami, nein. Können wir das heute nicht lassen? Mir fällt nichts ein. Außerdem ist das doch kindisch.“ So beschwerte sich meine Tochter neulich Abend.
Bevor das Licht ausgemacht wird, überlegen wir, für welche drei Dinge/Geschehnisse oder Begegnungen wir heute Gott dankbar sind. Kindisch? Für die Tochter scheinbar in diesem Moment. Und keine drei Momente gefunden? Auf das erste Nachspüren zumindest.
Doch ich bleibe hartnäckig. Wir überlegen gemeinsam, gehen den Tag durch und stellen fest, was heute alles war. Das hilft nicht nur, um drei Momente zu finden, sondern so können wir gemeinsam den Tag noch einmal Revue passieren lassen, um so mit eben selben gut abschließen können. Es ist doch immer wieder beeindruckend, was alles einem Tag Kleines und Großes passieren kann.
Das findet auch, immer wieder neu, auch wenn vorher ein klein wenig gemotzt werden muss, meine Tochter. Wir gehen gemeinsam ihren Tag durch – auch als Mama erfahre ich da Details, die vermutlich sonst an mir vorüber gegangen wären. Und plötzlich ist er da, der erste Dankbarkeitsmoment: Das Fahrradfahren. Wir erzählen weiter, was passiert ist. Und da, das zweite Strahlen in den Augen meiner Tochter: Sie hat erfahren, dass sie bald zu einem Fußballspiel ihrer Lieblingsmannschaft fahren darf. Doch dann murmelt sie: „Der Rest des Tages war blöd“ und dreht sich an die Wand. Stimmt, so fällt mir ein, sie hatte sich mit ihrer besten Freundin gestritten und zu einer Versöhnung war es heute nicht mehr gekommen. „Ich mag es nicht, wenn wir nicht miteinander reden. Ich habe sie doch lieb.“ Und schwups haben wir den dritten Moment: Die Erkenntnis, dass die beste Freundin so wertvoll, unbezahlbar ist. Wenn an diesem Abend zwar mit ein wenig Traurigkeit verbunden, ist das Schöne daran ganz deutlich. Und morgen wird versöhnt.

Ich will den Herren loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein – so ruft uns der Psalmbeter im Psalm 34 zu.
Es ist nicht immer leicht, dankbar zu sein. Einerseits, weil wir vieles für ganz selbstverständlich sehen. Das ist auch gar nicht verwerflich, sondern dem Alltag geschuldet. Umso mehr lohnt es sich, genau hinzusehen, nachzudenken und zu entdecken, was für Spuren, Menschen und Begegnungen wir (täglich) finden. Andererseits gibt es Momente, Ereignisse im Leben, die es schwer machen, „danke“ zu sagen. Weil ich verletzt wurde oder etwas passiert ist, was es mir unmöglich macht. Manchmal geht es auch gar nicht. Doch der Psalmbeter erinnert uns mit seinen geradezu strahlenden Worten Ich will den Herren loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein daran, welch Kraft im Gefühl der Dankbarkeit verborgen liegt. So viel, dass der Beter es herausrufen, ursprünglich laut singen will. Dazu gehören das Schwere und das Schöne, dass uns gegeben ist. Doch eines ist dem Beter ganz klar: Für all das, was ihm gegeben ist, lobt er seinen Gott aus ganzem Herzen und sagt DANKE. Welch Glaube und tiefes Vertrauen.
Ich bleib dran, und überlege jeden Abend aufs Neue, gemeinsam mit meiner Familie, wofür wir dankbar sind. Es lohnt sich jeden Tags aufs Neue.

Bleiben Sie behütet.
Ihre Pfarrerin Dr. Nina Mützlitz
 

Nina Mützlitz
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