Ob du lachst oder weinst, das Problem bleibt das Gleiche

Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zu viel davon. Passender können wir die momentanen Herausforderungen nicht beschreiben. Als hätten wir nicht schon genug Probleme gehabt mit dem Dauerbrenner Covid. Nein, ich will nicht alles aufzählen, was uns seit diesem Jahr alles plagt und manche gar nicht mehr aus der negativen Gefühls – und Denkspirale herausholt. Der allgemeinen Missstimmung und Unzufriedenheit gibt es kaum etwas entgegenzusetzen. Aber es gibt sie noch, die nicht klein zu kriegenden Optimisten und Lebenskünstler und Ordensschwestern, wenn auch rar gesät, die sich nicht in das Dauerjammern einreihen. Niemand hört das gern, aber wir sind nicht nur ein Land von Denkern, sondern auch Weltmeister im Jammern. Obwohl es uns wirtschaftlich immer noch besser geht, als den meisten Ländern dieser Welt, jammern wir gerne im Voraus, damit wir, wenn es uns erwischt, schon mal eingejammert sind. Sicher ist es meiner überstandenen Krebserkankung geschuldet, dass ich gerne in die Welt hinausschreien möchte: „Vergesst das Positive nicht“. 
Ein bösartiger schnellwachsender Tumor in der Gebärmutter wollte meinem Leben 2020 ein Ende setzen. Man machte mir nicht viel Hoffnung, überleben zu können. Aber weder der Krebs, noch manche Ärzte rechneten mit einem unerschütterlichen Glauben und Vertrauen auf Gott, einem hervorragenden Operateur, einer unbändigen Lebensfreude und so viel Humor, dem auch eine Krankheit nicht gewachsen war. Gott hat sich wahrlich ein abenteuerliches Rettungspaket für mich ausgedacht gehabt, als es mir den Boden wegzog. Ich musste in den Abgrund schauen, mein Leben wurde auf den Kopf gestellt, aber auch kopfüber war dieser wundervolle Gott zu finden.
Nein, es war kein Kinderspiel, es war mitunter hart und brutal:  eine 7- stündige Operation, Chemotherapie und Bestrahlung bis zur Reha. Ich wurde aus dem normalen Alltag heraus in den Status einer glatzköpfigen Krebspatientin katapultiert, nur eines wusste ich von Anfang an: Der Krebs wird nicht die Nummer 1 in meinem Leben sein, sondern die atemberaubende Liebe meines Gottes. Nachdem ich nun krebsfrei bin und schon wieder zurück im Leben, kann ich nur sagen: Der Krebs war für mich ein Geschenk, aber nur, weil ich die Menschen noch besser verstehen kann. Ich habe erleben dürfen, auch wenn du krank bist, kannst du glücklich sein. Es gibt schwere Stunden, aber es gibt auch schöne Stunden. Ich musste meinem Gehirn beibringen, an die schönen Stunden zu denken und aus ihnen meine Kraft zu schöpfen. Es ist so wunderbar zu leben. Jeder Tag ist so ein Geschenk. Meine Lebensfreude ist zehnmal stärker. 
Aber braucht es wirklich immer eine Pandemie, einen Krieg, eine bedrohliche Krankheit oder das Schicksal um umzudenken und das Leben zu genießen? Dringend rate ich zu einer Gedankenhygiene. Sorgen denkt man nämlich. Und die Frage ist nur, womit wir unsere Gedanken täglich füttern. Wie soll ich Gutes erwarten können, wenn ich negativ denke? Ich habe beschlossen nur noch vom Besten auszugehen. Jetzt. Heute leben, und das Gute nicht zu übersehen, nichts zu verschieben und jeden Tag zu genießen. Da ich genug Angst – auch Todesangst hatte, während meiner Krankheit, weigere mich weiter der Angst, Herrn Putin oder noch irgendjemand auf der Welt Macht über mich zu geben. Meine Lebensfreude kann mir niemand nehmen. Ich vertraue mich DEM an, der diese Welt geschaffen und versprochen hat, uns nie zu verlassen. Wenn dieser kostbare heutige Tag vergeht, kommt er nun mal nicht wieder. Er ist weg aus unserem Leben. Unsere Lebenszeit gut zu nutzen. Das Beste daraus zu machen. Das Leben ist kostbar und vergänglich. 
Stellen Sie sich vor, wir könnten 500 Jahre alt werden. 500 Jahre Zähne putzen, waschen, bügeln, zur Arbeit fahren, manche Leute ertragen? Seien wir doch normal. Was wir in einem Menschenleben nicht an Zufriedenheit schaffen, schaffen wir auch nicht in 500 Jahren. 
Jammern bringt uns nicht weiter, denn ob wir lachen oder weinen, das Problem bleibt das gleiche. Aber jeden Tag könnten wir mit Zuversicht, einem guten Wort, einem Lächeln, ein bissel mehr Zufriedenheit und Leidenschaft diese Welt verzaubern.
 

Schwester Teresa
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