Zwischen den Stühlen

„Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst.“ 

Wir alle kennen das Gefühl hin- und hergerissen zu sein und um Richtige Entscheidungen zu Ringen, das „Sitzen zwischen Stühlen“. Dieses Abwägen ist mühsam und manchmal wählt man doch das Falsche. Es gibt auch Entscheidungen, die werden aus dem Bauch heraus oder unbewusst gefällt, und rückblickend kann man gar nicht mehr sicher sagen, wie es dazu kam.
Diese Zerrissenheit findet sich oft auf dem persönlichen Glaubensweg wieder. Vielleicht sind Sie mit den Geschichten der Bibel aufgewachsen und haben als Kind von Noah, Abraham, Mose und den Wundern Jesu gehört. Gerade in diesem Alter steht man den Geschichten von Gott und den Menschen voller Neugier und mit großem Interesse gegenüber. Doch als Jugendlicher tauchen Fragen und Zweifel auf, alles will hinterfragt und kritisch auseinander genommen werden, auf der Suche nach „echten“ Antworten.
Bleiben diese jedoch unbeantwortet, schwindet meist das Interesse, und ohne einen neuen, eigenen Zugang zum Glauben, kann an diesem Punkt im Leben sogar der Glauben enden.  
So wird die Distanz zu Gott dann Alltag und bleibt es auch, bis die großen Lebensumbrüche Fragen aufwerfen: Möchte ich eine kirchliche Trauung? Will ich, dass mein Kind getauft wird? Wie soll ich oder eine geliebte Person beerdigt werden? Wieder ist da das Gefühl „zwischen den Stühlen“.
Menschen in dieser Situation, die sich für eine kirchliche Begleitung entscheiden, berichten immer wieder von Erfahrungen aus der Vergangenheit: Von einem schönen Erlebnis mit den Großeltern in der Kirche, von interessantem Religionsunterricht in der Schule, von Kinderfreizeiten oder von Treffen in kirchlichen Jugendräumen. 
Solche Erlebnisse bieten wir den Kindern und Jugendlichen in der Evangelischen Jugend an, beispielsweise in dem Jugendcafé „Café Krempl“. Hier können Schülerinnen und Schüler neben einem Mittagessen, durchatmen, Freunde treffen, Gemeinschaft erleben, sich an kreativen Projekten zur Kinder- und Jugendarbeit beteiligen und ihre Fragen stellen – egal ob es sich um Schulstress, Liebeskummer oder das „große Ganze“ und Gott dreht. 
Unser aller Alltag und die Kinder- und Jugendarbeit wird sicher noch einige Zeit mit Videokonferenzen, Telefonaten und Abstand stattfinden, doch die Fragen und das Abwägen von Entscheidungen werden dadurch nicht weniger, im Gegenteil. Allen, die sich gerade fühlen, als ob sie „zwischen den Stühlen“ sitzen, möchten wir ein Bibelwort mitgeben (aus Josua 1,9):
„Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst.“ Denn für welchen Weg wir uns auch entscheiden, ob wir scheitern oder erfolgreich sind, es gibt Einen, der mit uns sein möchte und der sich schon vor langer Zeit für uns entschieden hat. Und vielleicht lässt dieser Zuspruch sie etwas leichter die Zerrissenheit und Unsicherheit vor einer Entscheidung ertragen und gibt Kraft die Liebe Gottes und seine Wunder im Alltag zu entdecken.

Sandra Schwarz
Ulrike Böhner

Autorin/Autor:
Diakonin Sandra Schwarz und Diakonin Ulrike Böhner
Evangelische Jugend im Dekanat Erlangen
06.02.2021 (Woche 05/21)